1. Erste Annäherung/Definition
Das Feld-Konzept ist neben dem Habitus Pierre Bourdieus zweiter grundlegender Beitrag zu einer sozialwissenschaftlich fundierten Ökonomie der Praxis, im Rahmen derer sich das Handeln sozialer Akteure in der sozialen Welt erklären lässt. Die soziale Welt begreift Bourdieu als in verschiedene Räume untergliedert. Diese einzelnen Räume, die durch die Beziehungen sozialer Akteure strukturiert werden, bezeichnet er als Felder (vgl. Bourdieu 1993: 103-114; Rehbein/Saalmann 2014: 99-103).
2. Ursprung
Der Feldbegriff selbst hat seinen Ursprung in den physikalischen Studien zum Phänomen des Magnetismus. Das Feld bezeichnet den experimentell feststellbaren Wirkungsbereich der Ladungskraft auf Objekte. Dort, wo die Kraft aufhört zu wirken, hört physikalisch gesprochen das Feld auf. Diese Idee greift Bourdieu tatsächlich in seiner ,soziale Physik‘ auf. Dies darf aber nicht dazu (ver-)führen zu glauben, Bourdieu leite sein Feld-Konzept aus der Physik ab. Bourdieu selbst hat nämlich darauf hingewiesen, dass er nicht den physikalischen Feldbegriff, sondern vielmehr die dahinterstehende Idee, in Relationen statt in Substanzen zu denken, übernommen habe. Gemäß Cassirer bestimmt diese die moderne Wissenschaft, in ihren vielgestaltigen Ausprägungen unter anderem bei Lewin, Jakobsen und Lévi-Strauss (vgl. Bourdieu/Wacquant 1992: 72). Für die Entwicklung seines eigenen Feld-Konzepts ist die Religionssoziologie des Soziologen Max Weber von größerer Bedeutung als die Physik (vgl. Rehbein/Saalmann 2014: 99).
3. Erläuterung
Das Feld zählt gemeinsam mit dem Habitus und dem Kapital zu den elementaren Konzepten von Pierre Bourdieus Soziologie. Das Feld steht in einem sehr engen Zusammenhang mit dem Konzept des Habitus, da die objektiven sozialen Strukturen den Habitus eines sozialen Akteurs hervorbringen. Felder sind für Bourdieu (soziale) Räume, die seinem relationalen Denken gemäß durch die sozialen Positionen der Akteure konstituiert werden. Jedes Feld verfügt sowohl über allgemeine als auch feldspezifische Gesetze. Zu den allgemeinen Feldgesetzen zählt die illusio. Alle auf einem Feld agierende Akteure teilen ein grundlegendes Interesse an dem, was das Feld ausmacht. Begreift man, wie Bourdieu es häufig veranschaulicht, das Feld als Spiel, teilen die Spielenden einen Glaube daran, dass das Spiel es wert ist, gespielt zu werden, dass die ,auf dem Spiel stehenden‘ Einsätze sinnvoll sind. Das funktioniert nur, wenn die illusio Teil des Habitus ist. Dort, wo die spezifischen Interessen und spezifischen Interessensobjekte aufhören, eine Wirkung zu entfalten, hört das Feld auf. Auf jedem Feld wird jeweils, so Bourdieu, um die beste soziale Position gespielt. Zu den universellen Gesetzen der Felder zählt also der Kampf zwischen den Herrschenden und den Anwärtern auf Herrschaft um die Herrschaft im Feld. Neuankömmlinge, Häretiker, und Dominierte versuchen, die besten Positionen einzunehmen, das heißt die bestehenden Machtverhältnisse zu verändern, indem sie sich von den Orthodoxen abgrenzen. Die Orthodoxen versuchen hingegen, ihre Position, ihre ,Lehrmeinung‘ zu verteidigen. Ein Feld gib somit anhand der Positionsverhältnisse Aufschluss über die feldinternen Machtverhältnisse. Der Konkurrenzkampf wird mithilfe von Trümpfen geführt. Allgemeine Trümpfe sind die Kapital-Sorten. Folglich sind Revolutionen im Feld Umstürze der wertvollen Kapitalsorten (vgl. Bourdieu 1993: 103-112; Rehbein/Saalmann: 100f.).
Beispiel:
Bourdieu unterscheidet das Feld der Politik, des Sports, der Religion, der Mode oder der Kunst.
Am Beispiel des Sports, genauer dem Fußballspiel, lässt sich verdeutlichen, was für Bourdieu ein Feld ist und wie es funktioniert. Wenn man sich auf dem Feld des Fußballs bewegt, weiß man, dass dort bestimmte Einsätze bestimmend sind und bestimmte Regeln gelten. Jede Mannschaft besteht aus 11 Spielern, es spielen immer zwei Mannschaften auf einem abgesteckten Raum gegeneinander und ein Spiel dauert zwei Mal 45 Minuten. Dieser Regeln sind sich die Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer bewusst. Außerdem gibt es im Feld des Fußballs eine bestimmte Hierarchie, die von den Teilnehmenden anerkannt werden muss, um dort agieren zu können. Der Schiedsrichter ist dazu berufen, Fehlverhalten, wie das Berühren des Balles mit der Hand, zu sanktionieren. Wenn man sich als Spieler dieser Hierarchie widersetzt, wird man vom Spiel ausgeschlossen. Das Feld des Fußballs schreibt vor, das Spiel zu gewinnen. Der illusio gemäß geht es darum, Spiele und damit Titel zu erringen. Internationale Wettbewerbe konsekrieren die besten Mannschaften. Feldinterne Auszeichnungen werden den besten individuellen Spielern verliehen. Auch innerhalb der Mannschaft lassen sich Positionskämpfe feststellen: Die Spieler konkurrieren untereinander um die Plätze auf dem Spielfeld beziehungsweise der Ersatzbank, oder um den Titel des Mannschaftskapitäns. Dort, wo das Spiel und die Einsätze nicht mehr anerkannt werden, ist die illusio erloschen, sind die Grenzen des Feldes überschritten worden.
Ein weiteres Beispiel ist das literarische Feld: Im literarischen Feld kämpfen Autor*innen darum, als Autor*innen anerkannt zu werden. Sie kämpfen darum, dass ihre Literatur gelesen wird und damit auch um das Deutungsmonopol darüber, was Literatur ist. Der Siegeszug der Gattung der Autosoziobiographie, die die ,Häretikerin‘ Annie Ernaux inzwischen durchgesetzt hat, musste hart gegen die Poetik des Nouveau Roman erkämpft werden. Annie Ernaux hat inzwischen den Literaturnobelpreis bekommen, sie hat im Literaturfeld eine dominierende Position inne. Um erfolgreich werden zu können, müssen Neuankömmlinge diese Gattung in den nächsten Jahren verändern, Autosoziobiografien individueller Erfahrungen offenlegen, die nicht jede/r Autosoziobiograf/in vorweisen kann.
4. Kritik
Ein großer Kritikpunkt besteht darin, dass Bourdieu den Zusammenhang zwischen Feld und sozialem Raum nicht spezifiziert: Bourdieu erklärt nicht näher, ob das Feld ein Teil eines Raums ist oder ob es sich um ein Replikat eines Raums handelt. Außerdem lässt sich kritisieren, dass für Bourdieu jede soziale Interaktion in einem Feld Ausdruck eines Positionskampfs ist. Folglich muss er hinter jeder freundschaftlichen Geste im Grunde genommen eine strategische Handlung sehen, die der Verteidigung oder Verbesserung der eigenen sozialen Position dient (vgl. Rehbein/Saalmann: 102).
Quellen:
Bourdieu, Pierre / Wacquant, Loic (1992): Réponses. Pour une anthropologie réflexive. Paris: Seuil.
Bourdieu, Pierre (1993): Soziologische Fragen. Frankfurt am
Dies ist ein Beitrag von Katharina Gruber, Lysianne Kaiser und André Mertes.
Des chansons françaises comme, par exemple, « Non, je ne regrette rien » d’Edith Piaf ou « Les Champs-Elysées » de Joe Dassin sont connues bien au-delà des frontières françaises : La popularité mondiale des chansons françaises – appartenant sans doute au patrimoine culturel de la France – montre qu’elles sont bien plus qu’un simple divertissement ! Dans le cadre de notre séminaire, nous sommes partis en quête de l’histoire et des caractéristiques des chansons françaises. Nous sommes également intéressés aux développement de ce genre jusqu’à nos jours tel qu’est est perceptive dans le rap et la musique électronique francophones.
Lesen Sie hier den Exkursionsbericht von Louisa Ewen und Kerstin Woll. Die Fotos steuerte Chiara Schmitt bei.